4 Arten von Stress?

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Stress wird oft mit Flucht oder Kampf beschrieben. Die dritte mögliche Reaktion ist der Totstellreflex. Dabei hat die betroffene Person das Gefühl, ohnmächtig zu werden oder fühlt sich „nur“ schwindelig. Diese drei Notfallreaktionen (Flucht, Kampf, Erstarrung), werden durch

Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin gesteuert. Daneben gibt es noch die Entspannungsreaktion. Dazu zählen Situationen wie essen, sich auszuruhen, schlafen oder Sex haben. Zu diesen 4 bekannten Körperreaktionen möchte ich einen 5. Reaktionstyp hinzufügen, nämlich die:

erwartete Notfallsituation“:

Ein Tier, das auf der Lauer liegt, muss bereit sein, seine Beute blitzschnell zu verfolgen. In dieser Phase der „gespannten Erwartung“ werden die Acetylcholin-vermittelten Entspannungssignale abgeschaltet. Die Adrenalinreaktion ist aber noch nicht aktiviert. Es herrscht also ein Zustand zwischen Ruhe und Kampf. In dieser Phase kommt es zu Veränderungen, die Mediziner als „anticholinerges Syndrom“ bezeichnen. Warum ist das so wichtig? Weil sehr viele Beschwerden und sehr viele Krankheiten auf ein chronisches, anticholinerges Syndrom zurückzuführen sind.

Die Betroffenen klagen über Mundtrockenheit, Sehstörungen, Sodbrennen, Verstopfung, Haarausfall, Probleme beim Wasserlassen und beim Sex sowie ständige Gereiztheit. Bei Frauen kommen Zyklus- oder Blutungsstörungen hinzu. Der Arzt stellt einen schnellen Puls, hohen Blutdruck und eventuell erhöhte Blutfettwerte fest, findet aber keine Ursache für die angegebenen klinischen Beschwerden. Blutdruck, Puls und Blutfette werden behandelt. Wer behandelt aber die Beschwerden, deretwegen man zum Arzt gegangen ist? Wer sucht nach der Ursache?

Psychosoziale Ursachen bleiben oft unerkannt

Wenn jemand gemobbt wird, von Kollegen, vom Chef oder von Mitschülern, oder einfach sozial ausgegrenzt wird, dann stellt das für die betroffene Person einen enormen Stress dar. Sie muss ständig auf den nächsten (psychosozialen) Angriff gefasst sein. Dieser Mensch kann die Entspannung-vermittelnden cholinergen Nervenfasern gar nicht mehr aktivieren. Sie sind ständig blockiert. Der Mensch empfindet diesen Zustand als „Dauerstress“, obwohl gar kein Notfall vorliegt. Dieser Zustand ist viel schlimmer als ein Notfall-Stress: Die Betroffenen können nicht mehr schlafen, aber auch nicht mehr „richtig“ arbeiten; es passieren immer mehr Fehler, man wird selber gereizter und die soziale Ausgrenzung nimmt noch mehr zu. Wer behandelt aber die Umwelt?