Was bedeutet post-defäkatorische Schmerzlinderung

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Symptoms-stomach-pain.jpg

Manche Menschen berichten über Bauchschmerzen, die nach dem Stuhlgang für kurze Zeit aufhören, um dann wiederzukommen. Eine Fachbezeichnung dafür gibt es nicht, könnte aber mit „post-defäkatorische Schmerzlinderung“ umschrieben werden.

Mögliche Ursachen für dieses Symptom

Als Erstes wird der Arzt bei solchen Beschwerden an ein Schmerz-dominantes Reizdarmsyndrom denken, vor allem, wenn man deshalb schon öfters abgeklärt wurde und nie eine Ursache gefunden wurde. Es kann sich dahinter jedoch auch eine Entzündung oder andere Erkrankung hinter diesem Symptom verbergen, weshalb man ruhig „lästig“ sein darf und auf eine weitere Abklärung beim Arzt insistieren sollte.  Als „Arbeitsgrundlage“ seien hier einige mögliche Ursachen erwähnt (Liste nicht vollständig)

  • Schmerzdominates Reizdarmsyndrom (häufige funktionelle Darmerkrankung, bei der Bauchschmerzen und Unwohlsein nach dem Stuhlgang oft nachlassen. Die genaue Ursache von RDS ist unbekannt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus Darmmotilitätsstörungen, erhöhter Schmerzempfindlichkeit und psychosozialen Faktoren eine Rolle spielt).
  • Verstopfung (Obstipation): Bei Verstopfung kann der Druck und die Dehnung des Darms Schmerzen verursachen, die nach dem Entleeren des Darms nachlassen.
  • Gastrointestinale Infektionen: können zu Bauchschmerzen und Krämpfen führen, die nach dem Stuhlgang abnehmen.
  • (Chronisch) entzündliche Darmerkrankungen: Bei Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können Bauchschmerzen auftreten, die nach dem Stuhlgang vorübergehend besser werden.
  • Divertikulitis: Diese Erkrankung ist durch entzündete Divertikel (kleine Ausstülpungen in der Darmwand) gekennzeichnet. Die Schmerzen können sich nach dem Stuhlgang verbessern, wenn der Darm entlastet wird.
  • Hämorrhoiden oder Analfissuren: Schmerzen durch Hämorrhoiden oder Analfissuren können nach dem Stuhlgang nachlassen, wenn nach dem Stuhlgang den Druck auf die betroffenen Stellen reduziert wird.
  • Ernährungsbedingte Ursachen: Bestimmte Nahrungsmittel können Blähungen und Bauchschmerzen verursachen, die nach dem Stuhlgang abnehmen, wenn Gas und Stuhl abgehen.
  • Mastzellenerkrankungen: V.a. Mastzellaktivierungssyndrom (Mast Cell Activation Disorders, MCAD), können ebenfalls zu Bauchschmerzen führen, die sich nach dem Stuhlgang bessern. Dabei handelt es sich um eine Fehlfunktion von Mastzellen, die eine Rolle bei allergischen Reaktionen haben, eine Rolle spiel.

Welche Untersuchungen sollen gemacht werden

Auf jeden Fall sollte man zum Arzt gehen, am besten zu einem Gastroenterologen. Bestimmte Untersuchungen kann man bereits beim Hausarzt durchführen lassen, auch um die Wartezeit bis zum Termin beim Gastroenterologen zu überbrücken:

  • Stuhluntersuchungen
    • Stuhlkultur: Salmonellen, Shigellen, Campylobacter., VTEC, ETEC, EPEC, Aeromononas/Plesiomonas, Noroviren, Rotaviren, Clostridium difficile (Toxin und Kultur!), Yersinien, Vibrionen und Hefen.
    • Stuhlchemie: Calprotectin, Alpha1-Antitrypsin, Elastase, Chymotrypsin, Steatokrit und Verdauungsreste im Stuhl.
    • Stuhlparasiten: Stuhluntersuchung auf Blastocystis hominis, Endolimax, Cryptosporidien, Cyclospora, Isospora, Entamoben, Lamblien, Mikrosporidien, Protozoen, Helminthen u. a. Parasiten.
      Hinweis: Bei Stuhluntersuchungen muss explizit angegeben werden, welche Untersuchungen gewünscht werden, da das Labor sonst nur die „notwendigsten Untersuchungen“ durchführt. Die Bestimmung von Calprotectin ist als „Suchparameter“ von besonderer Bedeutung, da sie Aufschluss darüber gibt, ob eine Entzündungsreaktion im Darm vorliegt. Es empfiehlt sich den Arzt zu fragen, ob die angeforderten Untersuchungen von der KK bezahlt werden.
    • Blutuntersuchungen
      • Blutbild mit Differentialblutbild (MCV, MCH, %Hypo, RDW u.a.)
      • Entzüngunsmarker (CRP, BSG, Elektrophorese, u.a.)
      • Gerinnungsstatus (PT, PTT, Fibriongen, D-Dimer).
      • Eisenstoffwechselparameter: (Eisen, Transferrin, Ferritin u.a.)
      • Tryptase (Mastzellenmarker)
    • Bildgebende Untersuchungen
      • Endoskopie (Coloskopie, Rektoskopie, Proktoskopie).
      • Irrigoskopie (Röntgen mit Kontrastmitteleinlauf).
      • evtl. CT-Abdomen (v.a. bei Tumorverdacht).
      • evtl. MR-Defäkographie (Stuhlgang während einer MRT-Untersuchung, v.a. bei V.a. auf Defekationshindernisse).
      • evtl. Colon-Transitzeit-Bestimmung (bei Verstopfung).

Weitere Fragen dazu können im u. a. Kommentar gestellt werden.

Literatur:
  • Ist es wirklich Reizdarm, M. Ledochowski, Verlag: Trias, Stuttgart 2022, Paperback, ca. 200 Seiten, ISBN: 978-3-432-11535-1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert