Wie viele Geschlechter gibt es?

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Wie viele Geschlechter gibt es eigentlich?  2,3,5 oder wie ich meine mindestens 125 Geschlechter? Wie ich auf diese hohe Zahl an verschiedenen Geschlechter komme, möchte ich im Folgenden erklären:

Die Gender-Hypothese nach Ledochowski

Man kann 5 verschieden Geschlechter unterscheiden:

  • Das phänotypische Geschlecht (das Geschlecht, das von der Hebamme und den Eltern bei der Geburt wahrgenommen wird).
  • Das chromosomale Geschlecht (XX oder XY, aber auch Variationen davon wie XXX, X0 uva.).
  • Das hormonelle Geschlecht (vorwiegend weibliche oder männliche Geschlechtshormonwirkung).
  • Das soziale Geschlecht (so wie man sozialisiert, bzw. erzogen wurde, meist steht dieses Geschlecht im Reisepass).
  • Das psychische Geschlecht (so wie sich die betroffene Person fühlt).

Nachdem es bei allen 5 Geschlechtern mindestens 3 Ausprägungen gibt (männlich, weiblich, indifferent) bestehen theoretisch, 53 das sind 125 Kombinationsmöglichkeiten. Wahrscheinlich sind es wesentlich mehr.

Ein paar Erläuterungen dazu

  • Beim phänotypischen Geschlecht gibt es allgemeinen Konsens. Alle Formen, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich zugeordnet werden können, werden von der Medizin als Hermaphrodit bezeichnet.
  • Das chromosomale Geschlecht kann auch eindeutig festgestellt werden. Es gibt aber Variationen, bei denen ein X-Chromosom fehlt oder zu viel ist usw. Je nachdem welche Variation vorherrscht, gibt es eine eindeutige medizinische Diagnose dafür.
  • Das hormonelle Geschlecht wird im Allgemeinen auch von Medizinern massiv unterschätzt. Ein Fetus, der mit den Chromosomen XY als männlich klassifiziert wird, aber kein Testosteron bilden kann, wird phänotypisch als Mädchen geboren. Nachdem die Hormone während der Embryonalzeit auch wesentlichen Einfluss auf die weibliche oder männliche Prägung des Gehirns nehmen, dürften Hormone einen bisher unterschätzten Effekt auf das psychische Geschlecht haben.
  • Das soziale Geschlecht wird geprägt durch die Rolle, die dem Kind durch die Eltern vorgegeben wird. Buben bekommen Autos und Werkzeuge als Spielzeug, Mädchen Puppen und Puppenküchen etc. Die Kleidung, welches ein Kind „zu tragen hat“ Rock oder Hose wird ebenfalls von der Umwelt vorgegeben. Das Geschlecht, wie es die Umwelt einem Menschen zuordnet, ist das sozial prägende und steht meistens auf dem Meldeschein, Geburtsurkunde, Reisepass etc.
  • Das psychische Geschlecht oder auch als Geschlechtsidentität bezeichnet, kann objektiv nicht beurteilt werden und stellt eine ganz persönliche Angelegenheit dar. Auch hier kann nicht eindeutig zwischen psychischen Mann oder Frau unterschieden werden. Ich habe Patienten gehabt, die abwechselnd als Mann oder Frau in die Praxis gekommen sind, je nachdem wie sie sich gerade gefühlt haben.

Die Gesellschaft geht davon aus, dass alle 5 Geschlechter kongruent ausgebildet sind. Das ist aber in der Regel nicht der Fall.

Der 5-Alpha-Reduktase-Mangel (Ein Beispiel wie komplex die Geschlechtsprägung sein kann).

Bei dieser Enzymvariante kommt ein Mensch als Mädchen zur Welt und stirbt als Mann und das ganz ohne medizinischen Eingriff. Wie kann das sein?  Gehen wir davon aus, dass bei der Zeugung ein Bub gezeugt wird, also das chromosomale Geschlecht XY zustande kommt. Nachdem beim 5-Alpha-Reduktase-Mangel, das Embryo nicht in der Lage ist, das Testosteron in seine wirksamen Form Dihydrotestosteron umzuwandeln, entwickeln sich die Geschlechtsorgane weiblich. Das Kind wird also als Mädchen geboren, obwohl es chromosomal männlich ist. Das besondere dabei ist, dass diese Mädchen mit Eintritt der Pubertät dann plötzlich doch die Fähigkeit entwickeln, aktives Dihydrotestosteron zu bilden. Das pubertierende Mädchen mutiert damit zum Mann, und ist zeugungsfähig. Damit wird der Enzymdefekt (Enzymvariante) weiter vererbt.

In Europa wird dieser Enzymmangel als „Erkrankung“ gesehen, weil die betroffenen „Mädchen“ als weiblich sozialisiert wurden und die Gesellschaft die Geschlechtsumwandlung nicht aushält. In manchen Gegenden ist diese Enzymvariante endemisch, d. h. sie kommt so oft vor, dass sie sozial akzeptiert wird. In dem abgelegenen Dorf Las Salinas in der Dominikanischen Republik wurde 1974 ein Auftreten dieser Enzymvariante in 12 von 13 Familien belegt.

Was kann man daraus lernen?

Die Einteilung in Mann, Frau, Non-binär, Zwitter etc. ist viel zu oberflächlich. Die Etablierung einer Gender – Medizin ist aus diesem Gesichtspunkt eigentlich überflüssig. Es gilt den Menschen einfach zu respektieren so wie er ist und nicht mithilfe von Schablonen zu klassifizieren und einem von 3 Geschlechtern zuzuordnen. Wenn man weiß, dass es wahrscheinlich sogar noch viel mehr als 125 Geschlechter gibt (nämlich vermutlich 3.125 verschiedene Geschlechtsausprägungen) und sich Menschen im Laufe ihres Lebens verändern können und männlicher oder weiblicher werden, ist die ganze Genderdiskussion eigentlich obsolet.  Und noch eine Anmerkung: Viele Menschen verwechseln leider immer noch Geschlecht und Geschlechtsidentität mit sexueller Orientierung, aber das ist wieder eine andere Geschichte.