Das Alice im Wunderland Syndrom

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alice_with_Queen_of_Hearts_and_King_of_Hearts.png

Das Alice im Wunderland Syndrom (AIWS) ist eine neuro-psychiatrische Reaktion auf gewisse virale und bakterielle Infekte. Dabei treten plötzlich Wahrnehmungsstörungen auf. Der eigene Körper und die Umwelt erscheinen dabei ganz fremd.  Psychiater sprechen von Depersonalisation, Derealisation und Metamorphopsien. Früher hätte man diese Symptome vielleicht als „Fieberphantasien“ bezeichnet.

Was bedeutet Depersonalisation, Derealisation und Metamorphopsie?

Bei Depersonalisation empfinden Personen sich selber plötzlich als fremd, oder sie empfinden einzelne Körperteile von sich als fremd. Man erlebt sich als jemand „Anderer“, und sieht sich selber als verändert. Die Betroffenen sind überzeugt, dass Teile ihres Körpers nicht mehr zu ihnen gehören. Sie schauen sich in den Spiegel und erkennen sich selbst nicht mehr. Die eigene Stimme klingt ihnen fremd. Manchmal „stehen sie neben sich selbst“ und beobachten sich bei gewissen Tätigkeiten oder sie fühlen sich fremdgesteuert. Bei Derealisation wird die ursprünglich vertraute Umwelt als fremd empfunden. Da können vertraute Menschen neben ganz kleinen oder großen Menschen gesehen werden. Manchmal bestehen auch akustische Halluzinationen. Als Metamorphopsie bezeichnet eine verzerrte Wahrnehmung der Umwelt, ähnlich wie in einem Spiegelkabinett. Die ganze Welt ist „verkehrt“ eben wie bei Alice im Wunderland.

Die Betroffenen können ihre Wahrnehmungen nicht mehr einordnen, sind zeitlich und örtlich desorientiert. Das bedeutet für diese Menschen enormen Stress. Manchmal reagieren sie mit Panikattacken, blasser Gesichtsfarbe, Schwindel, Kopfschmerzen und Erschöpfungsgefühl. Kinder ziehen sich auf einmal zurück, hören auf zu spielen und haben vor jedem Menschen Angst.

Auslöser eines AIWS

Das AIWS ist eine klinische Diagnose. D. h. es gibt keinen Laborwert und keine bildgebende Untersuchung, mit dem die Diagnose gesichert werden könnte. Aber man weiß, welche Erreger ein AIWS auslösen können und deshalb sollte nachgesehen werden, ob einer der u. a. Infekte im Moment aktiv ist (in Klammern sind die empfohlenen Untersuchungen angegeben):

  • Streptokokken spp. (Rachenabstrich, Anti-DNase B, ASLO, evtl. Antihyaluronidase).
  • Borrelia burgdorferi (PCR, Borrelien BLOT und ELISA, jeweils IgG und IgM-Antikörper, Titer-Verlaufskontrolle, verlässliche Marker fehlen).
  • HSV (Herpes-simplex-virus-1): IFT, ELISA, PCR
  • HZV (Varizellen-Zoster-Virus): IgA-, IgG-, IgM-Antikörper, ELISA, KBR, Tier-Verlaufskontrolle
  • EBV (Epstein Barr Virus): EBV(VCA)-IgM, EBV(VCA)IgG, EBV-Blot, EA-Early-Antigen, EBNA
  • Influenza (Grippeviren): Virus-Antigen mittel IFT oder ELISA. IgA-Ak und IgG-Ak
  • Coxsackie-Viren (IgG- und IgM-Antikörper).
  • COIVD-19 (PCR, Antigen-Nachweis).

Je nachdem in welches Labor eingeschickt wird, werden auch andere infektiologische Untersuchungen gemacht. IgG-Ak sprechen eher für Immunität, IgM-Antikörper für frische Infektionen. Besprechen Sie die Untersuchungen und die Ergebnisse mit ihrem Arzt.

Andere Ursachen für AIWS-Symptome

Natürliche können eine Reihe von anderen Krankheiten wie Epilepsie, Migräne, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Gehirnläsionen, Drogen usw. zu ähnlichen Symptomen führen. Deshalb sollte man auf jeden Fall sowohl eine neurologische als auch psychiatrische Untersuchung durchführen lassen.

Prognose & Therapie

Die Prognose ist meist gut, zumal die Symptome mit dem Infekt ausheilen. Aber es können Residuen bleiben. Manche Symptome können chronisch werden oder es kann z. B. bei Reaktivierung eines EBV-Infektes wieder neu auftreten. Es stehen verschiedene Therapien zur Wahl, wie Mittel gegen Migräne, Antiepileptika und antivirale Medikamente und Antibiotika zur Verfügung. Auch Psychotherapie kann in bei chronischen Fällen hilfreich sein.

Warum beschreibe ich dieses seltene Krankheitsbild? Mir geht es nur darum, dass man sich mehr Gedanken über PSYCHOTROPE INFEKTE macht. So harmlose Infektionskrankheiten wie EBV (auch als Studenten-Kuss-Krankheit bezeichnet) können gravierende psychiatrische Symptome hervorrufen. Jeden kann es treffen. Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist weltweit verbreitet und eine der häufigsten Viruserkrankungen beim Menschen. Die Durchsuchungsrate betrifft etwa 90 % aller Erwachsenen.  Mit den anderen genannten Viren sind auch fast alle Menschen schon einmal in Kontrakt gekommen. Auch hier gilt: sie können zu (massiven) psychiatrischen Symptomen führen. Oft bleiben nach psychotropen Infekten, unbemerkte Minimalsymptome zurück, etwa vermehrte Gereiztheit. In der Summe können damit aber große Veränderungen in einer Bevölkerung entstehen, vor allem wenn die Durchsuchungsrate bei nahezu 100 % liegt. Vielleicht sind es nicht nur böse Eltern und Schulen, sondern ganz einfach PSYCHOTROPE INFEKTE, die das Leben schwer machen. Gehen Sie lieber einmal zu oft als einmal zu wenig zum Psychiater.

PS: Wenn ein Verlag an solchen Themen interessiert ist, bitte schreiben Sie an: ordination@ledochowski.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert