Ein weiteres häufig geschildertes „Erlebnis“ bei Menschen mit Nahtoderfahrungen ist die Beschreibung, dass sie das Gefühl haben „ihren Körper zu verlassen und sich selber beobachten zu können“. Siehe dazu auch den Fragebogen von Greyson.
Schon Alexander von Humboldt beschrieb das Gefühl, den eigenen Körper verlassen zu haben und sich selbst zu beobachten. Dies geschah, als er einen Berg bestieg und eine Höhe von über 6.000 Metern erreichte (ohne vorherige Akklimatisation!). Offensichtlich führten Sauerstoffmangel und Anstrengung dazu, dass seine Wahrnehmungen nicht mehr richtig funktionierten. „Out-of-body“-Erfahrungen werden häufig im Zusammenhang mit Nahtoderfahrungen berichtet. Manche Menschen schreiben diese Erlebnisse religiösen oder spirituellen Erfahrungen zu und interpretieren sie als „Beweis“ dafür, dass es neben einem physischen Körper noch einen spirituellen Körper gibt und diese voneinander getrennt sein können.
Wie kommt es zu einer „out of body experience“ (OBE)?
Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben, berichten oft, dass sie ihren Körper verlassen haben. Diese Erfahrung wird in der Medizin als „außerkörperliche Erfahrung (AKE)“ (englisch: out-of-body experience (OBE)) bezeichnet. In diesem Zustand beschreiben die Betroffenen, sich selbst außerhalb ihres Körpers wahrgenommen zu haben. Viele beschreiben, dass sie sich selbst von außen betrachten und ihren eigenen Körper sehen können (Autoskopie). Die Out-of-Body-Erlebnisse werden oft als eine Trennung des Bewusstseins vom Körper erlebt und beschrieben. Der „Geist“ schwebt über dem Körper und geht alleine auf Reisen. AKEs treten physiologischerweise in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen auf, z. B. bei Übermüdung, in luziden Träumen oder unter dem Einfluss psychotroper Substanzen. Sie können auch künstlich im Labor durch elektrische Stimulation bestimmter Hirnareale (gyrus angularis) hervorgerufen werden1. AKEs können aber auch im Rahmen neurologischer oder psychiatrischer Erkrankungen auftreten und werden auch als dissoziative Störungen bezeichnet. Sie können durch Unfälle, Kreislaufversagen, Übermüdung, Stress, Migräne, epileptische Anfälle oder Schlaganfälle ausgelöst werden oder auch ein Symptom der selten diagnostizierten Depersonalisationsstörung sein.
Wie kommt es zum Gefühl, den Körper zu verlassen?
Die Hirnregion des Gyrus angularis ist eine wichtige Schaltstelle für die Wahrnehmung des eigenen Körpers, in der Informationen aus dem visuellen System mit Tast- und Gleichgewichtseindrücken zusammengeführt und verarbeitet werden. Fehlwahrnehmungen des eigenen Körpers aufgrund von Störungen in der Verarbeitung dieser Sinneseindrücke im Gyrus angularis können zu AKEs führen. Aus dieser Sicht können Out-of-Body-Erfahrungen auch einfach als „Rechenfehler des Gehirns“ betrachtet werden.
Auslöser für Out of Body experiences (OBE)
- Physiologische Auslöser (manche Menschen können diesen Zustand willentlich herbeiführen)
- bei Übermüdung
- bei Stress
- beim Meditieren
- beim Einschlafen (vgl. Hypnagoge Zustände)
- bei Klarträumen
- unter Hypnose, Trance oder Ekstase
- Pathologische Auslöser
- durch Unfälle
- Durchblutungsstörungen (Kreislaufversagen, TIA, Insult, etc.)
- bei Migräne,
- bei epileptischen Anfällen
- Im Rahmen von Nahtoderfahrungen
- Im Rahmen einer Depersonalisationsstörung (selten)
- Pharmakologische Auslöser (Einfluss von psychotropen Substanzen aus der Gruppe der Psychedelika)
- Ketamin (Agitated emergence, K-Hole)
- LSD
- Psilocybin
- Salvinorin A
- Meskalin u.a.
- Experimentell ausgelöste AKEs
Wenn Ihnen ein Beitrag gefällt, geben Sie mir ein „Like“, das freut mich. Schauen Sie sich vielleicht auch meine Bücherseite an. Vielleicht finden Sie ein Thema, über das Sie mehr lesen möchten, oder Sie empfehlen sogar ein Buch von mir weiter. Wenn Sie in einem Verlag arbeiten und sich vorstellen können, dass ein Buch zu dem aktuellen Thema interessant sein könnte, dann schreiben Sie mir, auch das würde mich auch freuen. Oder wenn Sie etwas zu sagen oder zu ergänzen haben, schreiben Sie einfach einen Kommentar. Jede Reaktion ist willkommen.